Buchempfehlung

Mitte auf Augenhöhe

Straßen und Plätze des Berliner Stadtkerns gestern und heute

Benedikt Goebel, Lutz Mauersberger
Lukas Verlag 2020


Im Berliner Stadtkern, dem Ursprungsort der heutigen Metropole, erinnert nur noch wenig an dessen 800jährige Geschichte. Bis auf ein paar Denkmale existieren kaum Zeugnisse des historischen Gefüges. Die traditionsreichsten Plätze der Gründungsstädte Berlin und Kölln, Molkenmarkt und Köllnischer Fischmarkt, sind ebenso verschwunden wie der Neue Markt. Einst geschäftige Hauptstraßen wie die Königstraße (heute Rathausstraße), Spandauer Straße, Stralauer Straße, Gertraudenstraße oder Roßstraße haben mit der früheren Bebauung auch ihre Attraktivität verloren und sind zudem durch übermäßigen Autoverkehr belastet. Schmale Gassen und Höfe, die in einer seit dem Mittelalter fast unveränderten Struktur in der Berliner Altstadt zu finden waren, gingen im letzten Krieg oder, wie im Fall der Fischerinsel, durch Flächenabbruch um 1970 verloren.

Die gegenwärtige Architektur und Stadtplanung ignoriert die Geschichte Berlins, indem sie die Stadt mit ortsunabhängigen Allerweltsgestaltungen überformt. Die Autoren plädieren hingegen dafür, Stadträume so zu gestalten, dass sie einen Bezug zur 800jährigen Geschichte Berlins aufweisen. Denn der historische Stadtgrundriss vermag mit seiner Abfolge von Straßen und Plätzen in menschlicher Dimension und mit einer Bebauung, die geschäftiges Leben an den Hauptstraßen und ruhiges Wohnen in den Seitenstraßen ermöglicht, den heutigen und zukünftigen Ansprüchen an das Zentrum einer Großstadt gerecht zu werden.
Das Buch stellt deshalb ausschließlich aus der Fußgängerperspektive fotografierte historische Stadträume und den heutigen Zustand desselben Ortes gegenüber. Die Vergleiche machen eindrucksvoll deutlich, welche Wiedergewinnungspotentiale im Berliner Stadtkern vorhanden sind – die historische Mitte ist eine Stadt auf Augenhöhe. Das Buch lädt alle Berliner, Zugezogenen und Besucher ein, die abhanden gekommene, unbekannt gewordene Berliner Mitte wieder kennen und lieben zu lernen.

  

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